Der Seele Halt geben: Trauer mit Klang begleiten
- Birgit Doeubler
- 4. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Trauer ist ein tiefgreifender Prozess, der Körper, Geist und Seele gleichermaßen betrifft und von jedem Menschen im Laufe seines Lebens i.d.R. mehrfach bewältigt werden muss. Trauern verlangt Raum, Zeit – und achtsame Begleitung. In diesem sensiblen Kontext gewinnen Klangschalen zunehmend an Bedeutung. Ihre sanften Schwingungen können dabei helfen inneren Halt zu finden, den Schmerz zu transformieren und einen Raum der Sicherheit und Geborgenheit schaffen.

Klangschalen werden in Nepal und Indien seit vielen hundert Jahren zur inneren Einkehr und zur Transformation des Bewusstseins genutzt. Der deutsche Ingenieur brachte sie in den 1980er Jahren nach Europa und erfand mit der Klangmassage die erste Methode zur Entspannung mit Klangschalen. Heute werden Klangschalen weltweit als Therapieinstrument eingesetzt. Denn neben der beruhigenden Wirkung auf das Nervensystem haben Klangschalen noch viele weitere, positive und heilsame Effekte. Sie entfalten ihre Wirkung auf mehreren Ebenen:
Körperlich: Die Vibrationen der klingenden Schalen wirken wie eine Zellmassage; Muskelverspannungen lösen sich auf, das Nervensystem beruhigt sich.
Emotional: Die Klänge berühren oft tiefe Gefühlsschichten, können Tränen lösen, Trost spenden und schaffen einen sicheren Raum um Verlust und Abschied zu verarbeiten.
Energetisch: Viele Anwender berichten von einem Gefühl der mentalen Klärung und Zentrierung, wenn sie mit Klang in Kontakt kommen.
Wenn Worte fehlen, spricht der Klang.
Wortlosigkeit: Klang kommt ohne Sprache aus; so wird der Ausdruck unserer Gefühle möglich in Zeiten, in denen uns die Worte fehlen.
Ganzheitlichkeit: Klang wirkt nicht nur auf der Verstandesebene, sondern spricht das Herz und den Körper gleichermaßen an.
Sanftheit: Klangschalen „drängen“ nichts auf. Sie sind einladend, offen, weich – genau wie es in der Trauer oft gebraucht wird.
Trauer mit Klang begleiten
Klang als Einzelanwendung: Insbesondere in Zeiten der Trauer, wenn Worte fehlen und Emotionen überwältigen, kann Klang eine Brücke sein, die uns in unsere Mitte zurückführt. Seine Schwingungen helfen, den Atem zu vertiefen, Spannungen zu lösen und ins Spüren zu kommen – ohne dass gesprochen werden muss. Die Methode der Wahl ist hier die Klangmassage, aber auch das Lauschen der Klänge, z.B. im Rahmen einer täglichen Klangpause, beschreiben Trauernde oft als heilsam.
Klang in Trauergruppen: Auch in Gruppenritualen schaffen Klangschalen eine Atmosphäre von Geborgenheit und Achtsamkeit. Sie können helfen Rituale zu gestalten oder geben Stillezeiten einen Rahmen. So biete ich z.B. regelmäßig besondere Klangräume für Trauernde im Trauercafé Wismar an.
Selbstfürsorge für Angehörige: Wer andere durch schwere Zeiten trägt, braucht selbst Kraftquellen. Auch hier hat sich die Klangmassage zur Regeneration bewährt.
Abschiedsrituale und Gedenkfeiern: Der Klang kann dabei helfen dem Unfassbaren einen würdigen Rahmen zu geben. Sanfte Töne begleiten den letzten Weg, schaffen einen Raum für Erinnerung und Verbindung – über den Tod hinaus.
Sicher und geborgen im Klangraum
Die Arbeit mit Klang in der Trauerbegleitung erfordert Sensibilität und Achtsamkeit. Klang ist kein Heilmittel im schulmedizinischen Sinne, sondern eine Unterstützung. Nicht jeder Trauernde reagiert in gleicher Art und Weise auf Klang, und das ist in Ordnung. Fest steht jedoch:
In der Tiefe der Trauer kann ein einzelner Ton viel bewirken. Klang bietet einen geschützten Raum, in dem Gefühle sein dürfen – ohne analysiert oder verändert werden zu müssen. Er erinnert uns daran, dass Trauer nicht das Problem, sondern die Lösung ist - und als solche ein besonderer Ausdruck von Liebe und Verbundenheit.
Klangräume für Trauernde
Wenn du dich vom Klang in deiner Trauer begleiten und tragen lassen möchtest, findest du hier einige Beispiele:
Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft auf deinem Weg!
Text: Birgit Doeubler
Foto: Wix / Unsplash